Ab morgen bin ich mutig
Neu im Kino
Karl ist zwölf Jahre alt und heimlich in seine Mitschülerin verliebt. Doch Lea ist einen Kopf größer als er, und ein Mädchen will ganz bestimmt keinen Freund, der kleiner ist! Nach langem Zögern lädt Karl Lea zu sich ein, und dieses erste Treffen fällt gar nicht mal schlecht aus. Doch die Zeit rennt: Bald endet das Schuljahr, danach gehen alle auf andere Schulen. Karl bleibt nur noch die Abschlussfahrt, auf der seine Klasse einen eigenen Film drehen will. Sein Thema: Erste Liebe. Ausgerechnet!

Wenn man auf diese Weise Karls Geschichte erzählt, hört sie sich schwer nach Liebesfilm an – und das ist sie auch, denn es geht nun mal ums erste Verliebtsein, um die Sehnsucht nach einem anderen Menschen und auch um die Sorge, dass man jemandem nicht gefallen könnte und die eigenen Gefühle nicht erwidert würden. Und doch ist bei diesem „Liebesfilm“ vieles anders: Es gibt keine kitschige Musik, keine rosaroten Wölkchen, auch keine magischen Tiere, die einem bei allem helfen. Karl, Lea und die anderen Kinder in ihrer Klasse sind ganz normal und tun normale Dinge. Karl hat an seinen tief liegenden Sehnsüchten zu knabbern, und das wird bei den anderen ähnlich sein. Dennoch reden sie ganz normal miteinander, beschimpfen sich nicht, es gibt kein Mobbing und keinen Shitstorm. Wobei „normal“ heißt: Sie respektieren einander, behandeln sich höflich und finden, mal früher, mal später, den Mut, sich einander zu erklären.
Zugleich geht es noch um mehr: Es geht um die tolle Beziehung zwischen Karl und seinem großen Bruder Tom, ums „altmodische“ Fotografieren mit analoger Kamera und Papierabzügen aus dem eigenen Fotolabor, um handgemachte Musik, um selbst verfasste Gedichte und, vor allem, ums Filmemachen: darum, wie man auf die Welt blickt, seinen Blick schärft und genau hinschaut, um etwas zu verstehen und es zu charakterisieren, ohne vorschnell zu urteilen und zu kritisieren. Schau Dir einmal genau an, wie Karl dies tut: wie er sich anfangs kritisch in einer Fensterscheibe betrachtet, wie er in einen Spiegel schaut und sich genauer anzusehen beginnt, wie er die Mädchen aus seiner Klasse beim Tanzen fotografiert und wie er schließlich, zusammen mit den anderen, Menschen auf der Straße befragt und sie dabei filmt. Danach stellt er die Szenen so zusammen, dass etwas deutlich wird: auf der einen Seite, dass es Spaß macht, einen Film zu drehen, auf der anderen Seite, dass Filmbilder etwas sehr genau erzählen, festhalten und sogar erklären können.
Genau das macht diesen eher stillen, manchmal sogar leisen Film so spannend: dass er fantastisch und abenteuerlich ist, obwohl er nur vom Alltag erzählt. Und dabei zeigt, wie man sich mit seinen Gefühlen auseinandersetzen kann. Die alltäglichsten Dinge erscheinen einfach und sind doch wichtig und bekommen sogar eine poetische Qualität - und das fühlt sich fast so an, als würdest Du sanft durch Karls (Gefühls-)Leben hindurchgeweht. Klar: Besonders gespannt darfst Du darauf sein, wie die Geschichte ausgeht, vor allem, nachdem Karl, Lea und die anderen auf so schöne Art und Weise Kraft und Mut getankt haben.

