• Szenenbild aus dem Film „Little Men“
  • Szenenbild aus dem Film „Little Men“

Little Men

Als Jakes Familie in die Wohnung des verstorbenen Großvaters zieht, erweist sich das für den 13-Jährigen als Glücksfall. Denn im Erdgeschoss des Hauses ist eine kleine Boutique und der schüchterne Junge freundet sich sofort mit Tony an, dem Sohn der Besitzerin. Schwierig wird es für sie, als ihre Eltern beginnen, sich um Geld zu streiten.

„Little Men“ - der bei uns nicht in einer synchronisierten Fassung in den Kinos läuft, sondern auf Englisch mit Untertiteln - ist ein Film, bei dem man zunächst vielleicht ein bisschen Zeit braucht, um sich auf ihn einzulassen, weil er seine Geschichte sehr behutsam entwickelt. Genau das passt aber sehr gut dazu, dass der Film von schleichenden Veränderungen erzählt - zum Beispiel davon, wie sich ein Stadtviertel verändert und was das mit dem Leben der Bewohner macht. Und es passt gut, weil sich auch sonst viele Veränderungen in unserem Alltag langsam vollziehen und klein erscheinen, uns aber trotzdem sehr bewegen und beschäftigen.

Nicht nur diese Alltagsnähe ist eine besondere Stärke des Films, sondern vor allem die Zärtlichkeit und Genauigkeit, mit der „Little Men“ seine Figuren und ihre Beziehungen zueinander darstellt. Auch auf der Seite der Erwachsenen gibt es keine einfache Unterteilung in „Gut“ und „Böse“, keine Figuren, die uns komplett sympathisch oder unsympathisch sind. Stattdessen sehen wir Menschen, die oft verletzlich wirken und selbst unsicher sind, wie sie sich verhalten sollen. Ganz wunderbar ist es auch, den beiden Darstellern von Jake und Tony dabei zuzuschauen, wie sie vor allem durch ihre Körpersprache ihre ganz unterschiedlichen Figuren charakterisieren: den in sich gekehrten Jake, den selbstbewussten und lauten Tony.

Als der Streit zwischen ihren Eltern beginnt, ihre Freundschaft zu gefährden, finden sie eine besondere Form des Protests: Sie hören auf, mit ihren Eltern zu sprechen. Aber viel spannender als der Verlauf ihres Widerstand ist es, einfach die Freundschaft zwischen den beiden Jungs zu beobachten. Etwa wenn sie darüber reden, was sie sich für ihre Zukunft wünschen. Vielleicht erkennt man sich sogar ein bisschen in ihnen wieder - oder kennt die Erfahrung, dass manchmal auch eine eher kurze Begegnung eine zugleich schöne und schmerzhafte Spur im Leben hinterlassen kann.