Deep Sea
Ihr Smartphone ist Shenxius ein und alles. Denn darauf befindet sich der Chat mit ihrer Mutter, die vor langer Zeit die Familie verlassen und mit der sie seitdem kaum noch Kontakt hat. Und wenn ihr jemand zum Geburtstag gratuliert, dann ist das nur das Telefonunternehmen, nicht jedoch ihr Vater und die Stiefmutter, die sich nur noch um den Baby-Bruder kümmern.
Shenxiu fühlt sich verlassen und allein. Sie sehnt sich so sehr danach, ihre Mutter wiederzusehen. Während einer Kreuzfahrt mit ihrer Familie fällt ihr eine Geschichte wieder ein, die ihre Mutter ihr früher erzählt hatte. Dass nämlich an ihrem Geburtstag das Meer zu ihr kommen und ihr einen Wunsch erfüllen könnte. Und genau das geschieht – nur anders als erwartet. Shenxiu wird über Bord gespült, geht unter und taucht plötzlich in eine magische Welt ein. An Bord eines schwimmenden Unterseerestaurants, das von dem sympathisch-durchgeknallten Nanhe geleitet wird und in dem allerlei Walrosse, Seeotter und andere Tiere leben und arbeiten, findet Shenxiu Zuflucht. Doch Shenxius Traurigkeit lockt das Rote Phantom an, das das Schiff bedroht. Und erst will Nanhe Shenxiu gar nicht dabei helfen, ihre Mutter in den Tiefen der See zu finden.
Wow! Dieser Animationsfilm sieht einfach atemberaubend schön aus. Sobald Shenxiu in die Unterwasserwelt reist, explodieren die Farben. Ungelogen: Dieser Film fühlt sich manchmal so an, als würde man durch ein farbenprächtiges Gemälde schwimmen. Durch seine Bilder erzählt er ganz viel darüber, wie Shenxiu sich fühlt, ganz gleich, ob sie nun am Boden zerstört ist oder Hoffnung fasst. Bis es soweit ist, dauert es allerdings ein wenig. Denn über weite Strecken ist „Deep Sea“ einfach tieftraurig. Shenxiu gibt sich selbst die Schuld daran, dass ihre Mutter die Familie verlassen hat und leidet sehr darunter. Oft ist sie ziemlich hilflos (und leider handelt sie in der ersten Hälfte des Films auch gar nicht so viel). Aber der Film zeigt auch, wie Shenxiu lernt, all die Stürme in sich und um sich herum zu überstehen.
„Deep Sea“ ist eine aufregende, ungewöhnliche, manchmal auch aufwühlende Reise. Ein bisschen erinnert das Unterwasserrestaurant an das Götter-Badehaus aus Chihiros Reise ins Zauberland. Denn wie dieses ist das Restaurant ein Ort, der manchmal auch ganz schön gefährlich wirkt. Und Nanhe ist manchmal auch recht merkwürdig. Mal sieht „Deep Sea“ aus wie ein Traum, mal wie ein Alptraum. Deswegen solltest du unbedingt schon ein bisschen älter sein, wenn du ihn sehen willst. (Wir würden ihn ab zehn Jahren empfehlen. Dann müssen dich aber deine Eltern ins Kino begleiten.)
